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An der Küste Nordfrieslands – 68. FUEN-Kongress in Husum/Hüsem eröffnet

Bei strahlendem Sonnenschein wurde heute Nachmittag (19.09.) in Husum/Hüsem (Deutschland) der 68. FUEN-Kongress eröffnet. Noch bis zum kommenden Sonntag tauschen sich zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter autochthoner nationaler Minderheiten, Nationalitäten und Sprachgemeinschaften aus rund 30 Ländern über aktuelle Entwicklungen in den europäischen Minderheitengemeinschaften aus. Gastgeber ist in diesem Jahr die Volksgruppe der Nordfriesen um deren Dachorganisation „Frasche Rädj / Friesenrat Sektion Nord“.

Unweit des Nordfriesischen Wattenmeers dürfen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den kommenden Tagen auf inspirierende Diskussionen, Networking und neue Perspektiven freuen. Obendrein gibt es in diesem Jahr eine Besonderheit: Im Rahmen des Kongresses begeht die FUEN ihr 75. Gründungsjubiläum!

Die feierliche Eröffnung des Jubiläumskongresses fand im Husumhus, im Herzen der malerischen Altstadt von Husum/Hüsem, statt. Bahne Bahnsen, der als Angehöriger der Nordfriesen die Gastgeberrolle übernahm, hieß die 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in seiner Heimat willkommen. In seiner Begrüßungsansprache hob der FUEN-Vizepräsident die Wichtigkeit von politischer Beteiligung hervor – besonders in der heutigen Zeit voller Unsicherheiten in Europa. Bahnsen forderte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, sich aktiv in das politische und gesellschaftliche Leben einzubringen. Bahnsen hob hervor, dass politisches Engagement das Rückgrat einer funktionierenden Demokratie sei und wünschte den Anwesenden eine produktive und inspirierende Zeit bei dem Kongress in Husum/Hüsem.

Kristina Herbst, die Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, betonte die besondere Bedeutung des Minderheitenschutzes in „ihrem“ Bundesland Schleswig-Holstein. Sie unterstich, dass das enge Zusammenleben von Minderheiten und Mehrheitsbevölkerung im deutsch-dänischen Grenzland ein Beweis dafür sei, dass Dialog und gegenseitiger Respekt die Grundlage für ein friedliches Miteinander bilden. „Schleswig-Holstein ist stolz auf seine Minderheiten und auf seine Tradition des Minderheitenschutzes“, so Herbst.

Weiter betonte sie, dass der Schutz der Menschen- und Minderheitenrechte sowie die Anerkennung der Vielfalt die Eckpfeiler seien, auf denen das moderne Europa aufbaue. Gerade in schwierigen Zeiten, nicht zuletzt vor Augen geführt durch den russischen Angriffskrieg, werde die FUEN eine zentrale Rolle bei der Verteidigung dieser Werte spielen. „Die Stärkung des Minderheitenschutzes ist ein wesentlicher Beitrag zur Stabilität und zum friedlichen Zusammenleben. Dabei wird die FUEN nicht nur als Stimme der Minderheiten, sondern auch als wichtiger Akteur bei der Verteidigung unserer gemeinsamen europäischen Errungenschaften wahrgenommen“, schloss Herbst ihre Rede.

Stefan Seidler, Mitglied des Deutschen Bundestages und Angehöriger der dänischen Minderheit in Deutschland, sprach die aktuelle Haushaltslage in Deutschland an und bedauerte, dass auch bei den Minderheiten gespart werde. Dennoch setze er sich dafür ein, dass zumindest der Status quo der Zuschüsse für die Minderheiten erhalten bleibt.

Er betonte, wie wichtig es sei, Minderheiten zu unterstützen, da der Umgang mit ihnen ein Indikator für den Zustand einer Demokratie sei. In Deutschland stehe die Demokratie momentan unter Druck, weshalb es umso wichtiger sei, dass die Unterstützung der Bundesregierung für Minderheiten aufrechterhalten werde.

Martin Kindl, Bürgermeister von Husum/Hüsem, äußerte sich stolz, dass der FUEN-Jahreskongress in „seiner“ Stadt ausgerichtet wird – und hob hervor, dass die Minderheiten in der Region ein integraler Bestandteil der Gesellschaft seien.

Zum Ende der Begrüßungsansprachen wurde an Ilse Johanna Christiansen erinnert, die am 15. Mai dieses Jahres verstorben war. Als Angehörige der friesischen Volksgruppe in Deutschland war sie viele Jahre lang ein unverzichtbarer Teil der FUEN-Familie.

Anschließend stellten die Gastgeber des Kongresses die Region Nordfriesland, die Nordfriesinnen und Nordfriesen sowie ihre Institutionen näher vor. Hierauf tauschten sich fünf Vertreterinnen und Vertreter nordfriesischer Institutionen über die Lage ihrer Volksgruppe aus. Auf der Bühne sprachen Christoph Schmidt, Direktor des Nordfriisk Instituut, Marie Hahn, Vorsitzende der Friisk Foriining, Ellin Nickelsen, Vorsitzende des Vereins Nordfriesisches Institut, Heinrich Bahnsen, Vorsitzender des Friesenrats, sowie Robert Kleih, Geschäftsführer der Ferring Stiftung, über die schwierige Situation der friesischen Sprache, Kampagnen zu mehr Sichtbarkeit, ehrenamtliches Engagement zur Sicherstellung der friesischen Identität sowie die Zukunftspotenziale der Volksgruppe.

Das zweite Panel des Tages stand unter dem Motto „75 Jahre FUEN – Stolzes Eintreten für Minderheitenrechte“. Eröffnet wurde dieses vom FUEN-Präsidenten 

Loránt Vincze, Mitglied des Europäischen Parlaments. „Heute feiern wir das 75-jährige Bestehen unserer Organisation. Es ist ein Moment der Freude, eine Gelegenheit, unsere Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen“, sagte er. Obwohl die FUEN Erfolge feiern könne, stoße sie oft auf verschlossene Türen. Ein aktuelles Beispiel: Der Antrag der FUEN, Mitglied im Lenkungsausschuss des Europarates für Antidiskriminierung, Diversität und Inklusion (CDADI) zu werden, wurde abgelehnt, da einige Staaten dagegen stimmten. Dennoch bleibe man hoffnungsvoll, so der FUEN-Präsident – und stellte eine positive Wendung in Aussicht: Die kommende Europäische Kommission wird eine Kommissarin für Gleichstellung haben, Hadja Lahbib aus Belgien, und in ihrem Auftragsbrief schreibt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: „Ich möchte, dass Sie daran arbeiten, die Rechte von Minderheiten in Europa zu wahren.“ Laut Vincze sei dieser Verweis auf Minderheiten „das Ergebnis unseres beharrlichen Einsatzes“.

Er fügte hinzu, dass die FUEN eine starke Vision habe, nämlich jene eines Europas der Gleichheit, in dem alle nationalen Minderheiten zu Hause sind, anerkannt und unterstützt werden und ihre Sprache, Kultur und Lebensweise verteidigt und gefördert werden. „Geben wir jemals auf? Niemals! Wir glauben an die Gleichheit, wir glauben an die Menschenrechte, wir glauben an ein Europa der Solidarität, wir glauben an Gerechtigkeit, wir glauben an die Vielfalt! Versuchen Sie nicht, uns davon zu überzeugen, dass nationale Minderheiten und Sprachgemeinschaften nicht eines europäischen Rechtsstandards würdig sind“, schloss der FUEN-Präsident.

Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, richtete eine Videobotschaft an den Kongress. Darin sagte sie: „Die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten hat sich in den letzten siebeneinhalb Jahrzehnten für den Schutz der Rechte von Minderheiten eingesetzt, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Die FUEN war und ist ein wichtiger Partner des Europäischen Parlaments und bietet wertvolle Einblicke in die Realität der Minderheiten in ganz Europa.“

Sie betonte, dass es in Europa nie darum ging, alle gleich zu machen, sondern darum, dass alle die gleichen Rechte und Chancen haben. „Deshalb ist die Achtung der Rechte von Angehörigen einer Minderheit einer der Kernwerte der Union, und deshalb ist es kein Zufall, dass das Motto der Europäischen Union genau das widerspiegelt. Vielen Dank“, so Roberta Metsola.

Abgeschlossen wurde die Diskussionen des ersten Kongresstages mit drei Panelgesprächen, in deren Rahmen sowohl ein Blick zurück auf die Geschichte der Arbeit der FUEN geworfen als auch ein Ausblick in die Zukunft gewagt wurde. Der allgemeine Tenor hier: Ein Europa ohne Minderheiten – und auch ohne die FUEN – ist nicht vorstellbar.

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