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Wie funktionieren mehrsprachige Schulen in Südtirol? Neue Kurzfilme geben Einblicke

Die Region Südtirol ist nicht nur landschaftlich etwas ganz Besonderes – mit Italienisch, Deutsch und Ladinisch gibt es dort in einigen Gebieten gleich drei Amtssprachen. Mehrsprachigkeit ist für die meisten gelebter Alltag. Das deutschsprachige sowie das italienischsprachige Schulsystem bestehen nebeneinander und Eltern haben für ihre Kinder die freie Schulwahl. Das Südtiroler Bildungssystem gilt europaweit als gutes Beispiel für mehrsprachige Erziehung. Um einer breiten Öffentlichkeit Eindrücke davon zu vermitteln, hat die Arbeitsgemeinschaft Bildung der FUEN in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Lukas Pitscheider Ende letzten Jahres zwei Kurzfilme in der Reihe „Einblicke“ produziert, welche nun Premiere feiern.

Was macht Ihre Schule so einzigartig? Diese Frage haben wir Schüler*innen, Lehrer*innen und Schulleitungen gestellt – an der ladinischen Schule in Abtei/Badia inmitten der Dolomiten sowie am deutschsprachigen sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Meran/Merano.

Da ist zum Beispiel Alex aus Abtei/Badia, der die fünfte Klasse der ladinischen Grundschule besucht, wo der Unterricht mehrsprachig auf Deutsch, Italienisch und Ladinisch erfolgt. Um die Vorteile dieser multilingualen Ausbildung sind sich die Schüler*innen durchaus bewusst. „Dann haben wir es auf den weiterführenden Schulen leichter und können später zum Beispiel Wissenschaftler werden oder gar Astronauten“, sagt Alex. „Mit vielen Sprachen ist es einfacher zu kommunizieren“. Das Ladinische wird als sogenannte Vehikularsprache genutzt – also als Hilfsmittel, wenn jemand in einer der anderen Sprachen Schwierigkeiten hat. Denn immerhin sprechen rund 90 Prozent der Bevölkerung im Gadertal die Minderheitensprache Ladinisch.

Außerdem erfahren die Zuschauer*innen, was es mit der Methode der „Integrierten Sprachdidaktik“ auf sich hat: Zu einem Thema werde jeweils geschaut, welche Wörter ähnlich oder unterschiedlich in den drei bis, zählt man die Fremdsprache Englisch hinzu, vier Sprachen sind, welche die Kinder hier lernen oder bereits beherrschen. „Wir machen den Schülerinnen und Schülern dadurch Mut, verschiedene Sprachen mit ihren jeweiligen Schwierigkeiten aufzunehmen“, erklärt Lehrerin Miriam Clara im Kurzfilm. „Dadurch lernen sie schneller, von einer Sprache zur anderen umzuschalten.“

Etwas anders ist die Situation in Meran/Merano: Hier teilt sich die Bevölkerung zu relativ gleichen Teilen in deutsch- und italienischsprachig auf. Am sozialwissenschaftlichen Gymnasium, welches wir für den Film besucht haben, werden alle Fächer auf Deutsch unterrichtet. „Wir machen den jungen Menschen bewusst, dass wir hier einen Dialekt sprechen und bereits das Erlernen der Hochsprache ein weiterer Spracherwerb ist“, erklärt Direktorin Martina Rainer. Sie und ihre Kolleginnen erläutern auch, warum sich junge Menschen bewusst für eine deutschsprachige Schule entscheiden und was es mit dem „Zweitsprachenjahr“ auf sich hat.

Die Kurzfilme sollen im Rahmen der Kultur- und Bildungsarbeit der FUEN eingesetzt werden.

Hintergrund: Die Kurzfilm-Reihe „Einblicke“ gewährt in loser Folge Blicke hinter die Kulissen von Bildungseinrichtungen der Minderheiten in Europa. 2021 wurden bereits drei Schulen aus der deutsch-dänischen Grenzregion porträtiert: die friesisch-dänische Grund- und Gemeinschaftsschule in Risum-Lindholm, Deutschland, das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade, Dänemark, sowie das dänische Gymnasium A. P. Møller Skolen in Schleswig, Deutschland.

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