Vom 26. bis 28. November war FUEN-Präsidentin Olivia Schubert in Genf (Schweiz) zur 18. Sitzung des UN-Forums für Minderheitenfragen im Palais des Nations. Das Forum selbst fand am 27. und 28. November zum Thema „The Contribution of Minorities to Diverse, Resilient, and Peaceful Societies“ statt. Am 26. November gingen ihm ein Vorbereitungstreffen sowie ein eigener Dialog der Zivilgesellschaft mit dem UN-Sonderberichterstatter für Minderheitenfragen, Prof. Nicolas Levrat, voraus.
Beim Austausch der Zivilgesellschaft mit Prof. Levrat am 26. November skizzierte Schubert die Hauptanliegen der FUEN-Mitgliedsorganisationen zum Minderheitenschutz in der Europäischen Union. Sie verwies auf das Fehlen eines Mindeststandards für den Schutz nationaler Minderheiten, das Fehlen klarer EU-Zuständigkeiten in diesem Bereich und die Zurückhaltung der Europäischen Kommission, sich strukturiert mit traditionellen Minderheiten zu befassen. Sie betonte, dass ohne die Arbeit der Interfraktionellen Arbeitsgruppe Traditionelle Minderheiten, nationale Gemeinschaften und Landessprachen des Europäischen Parlaments Minderheitenfragen in Brüssel kaum auf der Tagesordnung stünden. Schubert lud Prof. Levrat ein, sich bei seinem geplanten Besuch in Brüssel im Januar 2026 mit dem Europäischen Dialogforum der FUEN zu treffen, und rief ihn dazu auf, die Umsetzung der UN-Erklärung über die Rechte von Personen, die nationalen oder ethnischen, religiösen und sprachlichen Minderheiten angehören, in den EU-Institutionen zu unterstützen.

Über dieses Treffen hinaus ist das UN-Forum für Minderheitenfragen eine jährliche Plattform, die mehr als 700 Teilnehmende aus allen Regionen der Welt zusammenbringt. Es ermöglicht der Zivilgesellschaft, Expertinnen und Experten sowie Vertreterinnen und Vertretern von Minderheiten, dem UN-Sonderberichterstatter über zentrale Fragen in seinem Mandatsbereich zu berichten, gute Praxisbeispiele zu präsentieren und verbleibende Lücken bei der Umsetzung der UN-Minderheitenerklärung aufzuzeigen. Die Beiträge des Forums, darunter auch die Interventionen der FUEN, werden sich in den Empfehlungen niederschlagen, die Prof. Levrat dem UN-Menschenrechtsrat vorlegt.
Am 28. November trug Schubert unter Tagesordnungspunkt 2 „Recognizing the full contribution of minorities to the economic, social, cultural, political and institutional fabric of society“ die Stellungnahme der FUEN vor. Sie hob den Beitrag nationaler und sprachlicher Minderheiten zu Bildung, Kultur und öffentlichem Leben hervor und erinnerte daran, dass rund 50 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger einer nationalen oder sprachlichen Minderheit angehören und einen verlässlichen rechtlichen und institutionellen Rahmen benötigen.

Unter Verweis auf die Zurückweisung der Minority SafePack Initiative (MSPI) durch den Europäischen Gerichtshof im Juni 2025 erklärte sie, die UN-Erklärung über die Rechte von Minderheiten bleibe zwar das zentrale globale Instrument, doch mehr als 30 Jahre nach ihrer Verabschiedung müsse „der Minderheitenschutz fit für das 21. Jahrhundert gemacht werden“.
Im Namen der FUEN präsentierte Schubert vier konkrete Empfehlungen: (1) eine formalisierte Koordinierung bei Minderheitenfragen zwischen UN, EU und Europarat sowie die Erarbeitung eines gemeinsamen globalen Vertrags zu Minderheitenrechten, (2) die Einrichtung eines ständigen UN-Forums für Minderheitenfragen, (3) einen regelmäßigen Dialog zwischen dem UN-Sonderberichterstatter und der Zivilgesellschaft über die Situation traditioneller und sprachlicher Minderheiten und (4) mehr Aufmerksamkeit für die Herausforderungen von Frauen und jungen Menschen aus Minderheiten. „Bei diesem Vorhaben zählen wir auf die Unterstützung des UN-Sonderberichterstatters Prof. Nicolas Levrat, um Minderheitenrechte weiter voranzubringen“, schloss Schubert.

In ihrem Beitrag machte Schubert außerdem die Bandbreite der Arbeit der FUEN deutlich: Projekte zu Minderheitenbildung, politischer Teilhabe und Repräsentation, das Netzwerk Women of Minorities und das Forum der Europäischen Minderheitenregionen – alle mit dem Ziel, die Rolle von Minderheiten als anerkannte Akteure in ihren Gesellschaften zu stärken. Heute vertritt die FUEN 122 Mitgliedsorganisationen aus 38 europäischen Ländern und ist Europas größte und älteste Dachorganisation autochthoner nationaler Minderheiten, ethnischer Gruppen und Sprachgemeinschaften.

Am Rande des Forums traf Schubert Vertreterinnen und Vertreter mehrerer FUEN-Mitgliedsorganisationen und führte Gespräche mit dem Hohen Kommissar der OSZE für nationale Minderheiten, Christophe Kamp, sowie mit dem European Centre for Minority Issues (ECMI). Außerdem nahm sie an einem Koordinationstreffen mit zivilgesellschaftlichen Partnern teil, die zu Minderheitenfragen arbeiten, darunter die in Genf ansässige UNPO, die Minority Rights Group, das Tom Lantos Institute sowie mehrere Minderheitenexpertinnen und -experten. Die Teilnehmenden sprachen über die Nachbereitung des Forums und gemeinsame Schwerpunkte in der Interessenvertretung.