FUEN-Kongress fährt fort mit der Vorstellung der Minderheiten Südtirols, Sitzungen der Arbeitsgruppen und der Delegiertenversammlung
25.10.2025Der zweite Tag des 69. FUEN-Kongresses in Bozen / Bulsan / Bolzano stand ganz im Zeichen der Zukunft: Wie können die Minderheitenrechte in Europa gestärkt werden – und in welche Richtung soll die Arbeit der FUEN in den kommenden Jahren gehen?

Der Vormittag begann mit einer Veranstaltung, die den gastgebenden Minderheiten Südtirols gewidmet war. Moderiert wurde sie von André Comploi, mit Beiträgen von Daniel Alfreider, FUEN-Vizepräsident und stellvertretender Landeshauptmann von Südtirol, Harald Stauder, Vorsitzender der SVP-Landtagsfraktion, und Herbert Dorfmann, Mitglied des Europäischen Parlaments. Durch persönliche Einblicke, Videobotschaften und einen musikalischen Beitrag des Gesangsquartetts tel Tipes wurde deutlich, wie die deutsch- und ladinischsprachigen Gemeinschaften ein starkes Modell des Zusammenlebens und der Autonomie aufgebaut haben – ein Vorbild für viele Regionen Europas.

Anschließend tagten die Arbeitsgemeinschaften der FUEN. Die Teilnehmenden tauschten Erfahrungen aus, diskutierten laufende Projekte und besprachen aktuelle Anliegen. In parallelen Sitzungen kamen folgende Gruppen zusammen:
- Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM)
- Arbeitsgemeinschaft Slawischer Minderheiten (AGSM)
- Arbeitsgemeinschaft Turksprachiger Minderheiten/Gemeinschaften (TAG)
- Arbeitsgemeinschaft Ungarischer Gemeinschaften (MKM)
- Arbeitsgemeinschaft Staatenloser Minderheiten (NKS)

Am Nachmittag versammelten sich die Kongressteilnehmenden zum ersten Teil der Delegiertenversammlung – dem höchsten Entscheidungsorgan der FUEN. FUEN-Präsident und Europaabgeordneter Loránt Vincze eröffnete die Sitzung und sprach die Delegierten zum letzten Mal nach zwölf Jahren in der FUEN-Führung an. Er blickte auf die Entwicklung und wachsende Bedeutung der Organisation zurück: „Die FUEN ist heute größer, stärker und angesehener als je zuvor. Was ich vor neun Jahren versprochen habe – dass die FUEN eine dienstleistungsorientierte Organisation für ihre Mitglieder wird – ist Wirklichkeit geworden.“
Vincze sprach auch Herausforderungen an, etwa die begrenzte langfristige Finanzierung und die Notwendigkeit einer stärkeren rechtlichen Vertretung, zeigte sich jedoch stolz auf die Erfolge und den Zusammenhalt der Organisation: „Unsere Organisation ist dort präsent, wo in Europa Entscheidungen getroffen werden – von Brüssel bis in die lokalen Gemeinschaften.“
Er dankte allen Delegierten, Kolleginnen und Kollegen sowie Partnern für ihr Vertrauen und ihre Zusammenarbeit:
„Es war mir Freude und Ehre zugleich, Ihnen zu dienen. Ich werde der FUEN so nah bleiben, wie Sie es wünschen.“
Nach der Eröffnung befassten sich die Delegierten mit den Berichten, diskutierten Finanzpläne und bereiteten die anstehenden Präsidiumswahlen am Samstag vor. Außerdem verabschiedeten sie zwölf Resolutionen, die sich mit einer Vielzahl politischer, sprachlicher und menschenrechtlicher Themen befassen, welche Minderheitengemeinschaften in Europa und darüber hinaus betreffen:
- Das Recht der Dodekanes-Türken, „türkisch“ als Bezeichnung ihrer kulturellen Identität zu verwenden;
- Resolution zur sprachlichen Wahlfreiheit im spanischen Justizsystem;
- Verletzung der Vereinigungsfreiheit der „Türkischen Gemeinschaft“ in Westthrakien;
- Recht des Volkes von Pays Nantais (Loire-Atlantique), über eine Wiedervereinigung mit der Bretagne zu entscheiden;
- Unterstützung des Unterrichts in bretonischer Sprache;
- Rechte der mazedonischen nationalen Minderheit in der Republik Albanien;
- Zur Rückkehr der meschetischen Türken und zur Stärkung der europäischen Integration Georgiens;
- Unterstützung der grönländischen Inuit;
- Unterstützung des kanakischen Volkes in Neukaledonien im kolonialen Kontext;
- Schutz der Minderheitenrechte und Stärkung der Demokratie in Europa;
- Sicherung des Fortbestands der griechisch-orthodoxen Minderheit in Istanbul;
- Zum Schutz der Rechte des indigenen krimtatarischen Volkes und der nationalen Minderheiten in der Ukraine.
Die Sitzung endete mit dem Hinweis, dass die Delegiertenversammlung am Samstag, dem 25. Oktober, fortgesetzt wird. Dann wählen die FUEN-Mitgliedsorganisationen ein neues Präsidium, den Präsidenten sowie die Mitglieder des Europäischen Dialogforums.

Pressemitteilungen
- FUEN-Preis 2025 für Elisabeth Sándor-Szalay für ihr lebenslanges Engagement für Minderheitenrechte
- FUEN-Kongress 2025: Minderheitenregionen unterzeichnen Gemeinsame Erklärung zu Geoblocking
- 69. FUEN-Kongress in Bozen / Bulsan / Bolzano eröffnet
- Minority Monitor: Zwischen Gesetz und Wirklichkeit – Der Kampf der mazedonischen Minderheit in Albanien
- Minority Monitor: Herausgeforderte Identität – Der Fall der türkischen Minderheit in Griechenland
- FUEN trauert um Traian Cresta, eine herausragende Persönlichkeit der rumänischen Gemeinschaft in Ungarn
- VATAN-Vertreter besuchen das FUEN-Büro in Brüssel und machen im Europäischen Parlament auf ihre Anliegen aufmerksam
- Bundesrat in Deutschland spricht sich für Aufnahme der nationalen Minderheiten ins Grundgesetz aus
- Europäisches Dialogforum der FUEN zu politischen Gesprächen in Brüssel
- 7. Jahrestagung der FUEN-Arbeitsgemeinschaft Bildung findet in Westthrakien (Griechenland) statt