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„Der Wandel muss von innen kommen und beginnt im Kopf“: Workshop sammelt wichtige Ideen für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Frauenquoten für Vorstände, die Gründung eines Frauen-Netzwerks oder regelmäßige Umfragen zur Gleichstellung in Minderheitenorganisationen: Es sprudelte nur so vor Ideen, als vom 21. bis 22. November unser erster Workshop im noch jungen FUEN-Projekt „Women of minorities“ im Kroatische Zentrum in Wien stattfand. Rund 20 Teilnehmer*innen (ja, auch und lobenswerterweise ein Mann darunter) aus zehn Ländern und zehn Minderheiten, von den Katalanen in Spanien über Kasachstan bis hin zur montenegrinischen Gemeinschaft in Albanien, nahmen teil, führten fruchtbare Diskussionen und hatten viele gute Ideen, wie man das Thema Gleichstellung in Minderheitenorganisationen vorantreiben könnte. Auch die JEV (Jugend Europäischer Volksgruppen) war vertreten.

Den Auftakt bildeten Fachvorträge zu internationalen Gleichstellungsnormen. „Der Wandel wird nicht einfach so geschehen. Der Gleichstellungsplan sind eine Erfindung, um das Interesse an dem Thema zu wecken, aber oft wird er nicht in der Praxis durchgesetzt“, machte Antonija Petričušić (siehe Titelfoto), außerordentliche Professorin an der Universität Zagreb, Lehrstuhl für Soziologie, deutlich. Sie stellte internationale Gleichberechtigungsstandards wie die UN-Konventionen und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, die auch die Rechte der Frauen einschließen, vor, wies aber darauf hin: „Sich auf UN-Standards zu berufen, ist zu wenig: Diese Standards reichen nicht aus, es muss von innen heraus gehandelt werden.“

Denn wie bei unserer FUEN-internen Umfrage im vergangenen Jahr deutlich wurde: Grundsätzlich sind Frauen in den Organisationen der Minderheiten gut repräsentiert, allerdings vor allem im operativen Bereich. Bei Führungspositionen, also in Präsidien oder Vorständen, dominieren hingegen Männer.

Anna Orsós (Foto) vom European Roma Rights Centre (ERRC) stellte die Probleme der Roma in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter dar und machte deutlich: „Der Wandel beginnt im Kopf“. Die meisten Rechtsverletzungen werden ihrer Schilderung nach durch den Staat begangen und sie bemängelte, dass finanzielle Unterstützung oft nicht bei den Roma ankomme und sie deshalb nie aufholen könnten.

Beide Rednerinnen betonten, dass in einer Welt, in der Männer die mächtigen Positionen innehaben, diese in die Diskussion einbezogen und davon überzeugt werden müssen, dass die Unterstützung von Männern unerlässlich ist, um Veränderungen zu initiieren.

„Gleichstellungsnormen als Instrument zur Bekämpfung von Diskriminierung“ lautete der Titel unserer zweitägigen Veranstaltung – und deshalb sollte es bei den Fachvorträgen auch nicht bleiben. Im Folgenden präsentierten verschiedene Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer die Regularien zum Thema Gleichstellung und entsprechende Messungen in ihren Organisationen. So wurden etwa Frauenquoten für Vorstände oder bei Konferenzen, individuelle Coachings und regelmäßige Erhebungen zum Stand der Geschlechtergerechtigkeit und Diskriminierung als erfolgreiche Instrumente vorgestellt.

Die wissenschaftliche Referentin der FUEN Zora Popova organisiert das Projekt "Women of minorities".  

Noch praktischer wurde es am zweiten Tag der Veranstaltung, als die Teilnehmenden gemeinsam konkrete Ideen und Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit in Minderheitenorganisationen bzw. als Leitlinien seitens der FUEN entwickelt haben. Als besonders wichtig wird ein Monitoring angesehen, was meint, dasGleichstellungsstandards bzw. Gleichstellung an sich regelmäßig überprüft werden. In Gremien und bei der Auswahl von Expert*innen sollte auf Parität geachtet werden. Auch Quotenregelungen könnten ein hilfreiches Instrument sein. Darüber hinaus wünschen sich alle, dass ein noch größeres Bewusstsein geschaffen wird mit informativen Videos/Reels. Eine solche Videoreihe mit Porträts von Frauen, die sich ihren Weg gebahnt haben, ist im Rahmen des FUEN-Projekts „Women of minorities“ gerade in Arbeit. Außerdem müsse noch mehr Vernetzung stattfinden sowie an einem gesellschaftlichen Wandel der Frauenrolle allgemein gearbeitet werden. Der Tenor: Frauen müssen stärker ins Bewusstsein geholt werden, um einen Rollenwandel einzuleiten.

Am Ende der Veranstaltung betonten die Teilnehmer/innen, wie wichtig es sei, weiter an dem Thema zu arbeiten und auch weitere Ideen und Veranstaltungen zu diesem Thema sind erwünscht.

Unser herzlicher Dank gilt den Gastgebern vom Kroatischen Zentrum in Wien, die bei der Planung und Durchführung der Veranstaltung tatkräftig mitgewirkt und ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt haben, sowie dem Bundesministerium des Innern und für Heimat der Bundesrepublik Deutschland für die Finanzierung des Projekts.

Fotos: Ralph Darabos

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