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Wenn sich neue Welten eröffnen – Jahrestagung der AG Bildung lieferte Inspiration und spannende Perspektiven

„Investitionen in Bildung haben einen immensen wirtschaftlichen Nutzen. Ein investierter Euro bringt das bis zu 16-fache an Nutzen." Damit machte Peter Kaiser, Landeshauptmann von Kärnten/Koroška, gleich zu Beginn deutlich, von welch großer Relevanz die Themen sind, die bei der diesjährigen Jahrestagung der FUEN-Arbeitsgemeinschaft Bildung vom 16.-19. Oktober 2022 in Klagenfurt/Celovec, Österreich, diskutiert wurden.

Der Fokus lag auf der frühkindlichen Bildung, welche allgemein, aber in noch höherem Maße für Minderheitengemeinschaften einen lebensprägenden Charakter hat. Mit welchen Bräuchen und Liedern wächst das Kind auf? Mit welchen Sprachen kommt es auf natürliche Weise in Kontakt? In Kita und Grundschule werden entscheidende Weichen gestellt, weshalb sich die AG Bildung schon seit Längerem intensiv mit dieser Altersstufe auseinandersetzt.

22 Vertreter*innen aus acht Minderheiten und sieben Ländern nutzten nun die Gelegenheit, bei der Jahrestagung in einen persönlichen Austausch zu gehen und spannende Einblicke in die Bildungsstrukturen der slowenischen Minderheit in Kärnten/Koroška zu erlangen. Besonders die Fachbesuche an verschiedenen Bildungseinrichtungen wurden von den Teilnehmenden geschätzt.

Erst die Theorie, dann die Praxis: Nachdem Landesschulinspektorin Sabine Sandrieser das Minderheitenschulwesen in Kärnten vorgestellt hatte, ging es für die Teilnehmenden auf Exkursion zu verschiedenen Praxisbeispielen.

Im zweisprachigen Kindergarten „Sonce“ des Slowenischen Schulvereines (Slovensko šolsko društvo) bekam die Gruppe von sehr engagiertem Leitungspersonal und Pädagog*innen Einblicke in die Organisation und den Alltag. Besonders spannend war die Schilderung des sprachpädagogischen Rahmenkonzepts, welches in der Einrichtung in vielen Schritten immer wieder ausprobiert, beobachtet und überarbeitet wurde – eine Art „Learning by doing“ mit dem Ziel, den Sprachenerwerb aber auch das Wohlbefinden der Kinder zu verbessern. Seit über 20 Jahre dient das Konzept als Leitfaden zur Förderung von zwei- und mehrsprachiger Bildung in elementaren Bildungseinrichtungen (Kinder von 0 bis 6 Jahre) in Kärnten. Durch die kontinuierliche wissenschaftliche Dokumentation durch den Bildungsforscher Georg Gombos und sein Team von der Klagenfurter Universität wird es fachlich begleitet und ständig weiterentwickelt.

Nach der Besichtigung mit Fachführung in der Carinthischen Musikakademie in Ossiach führte eine weitere Station auf der Tour durch die kärntnerslowenische Bildungslandschaft die Teilnehmer*innen an die zweisprachige Volksschule des Hermagoras Vereins/Mohorjeva družba – eine wahrlich vielfältige Einrichtung, die gleichzeitig Verlag, zweisprachige Buchhandlung, Volksschule, Hort, Druckerei und Schülerheim beherbergt. „Unser Ziel ist es, dass die Kinder mit zehn Jahren beide Sprachen, Deutsch und Slowenisch, beherrschen“, erklärte Dr. Karl Hren, Direktor des Hermagoras Vereins.

Eine wichtige Rolle spielt in Kärnten die Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen mit der Wissenschaft. Einen guten Einblick darin vermittelte Ema Gračner von der Pädagogischen Hochschule Burgenland in ihrem Vortrag über „Zwei- und Mehrsprachigkeit in elementaren Bildungseinrichtungen“.

Sie stellte auch das „Kärnten Input Quality Observation Scheme“ (KIQOS) vor, ein Kooperationsprojekt zwischen dem Land Kärnten und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, das zum Ziel hat, die sprachpädagogischen Fertigkeiten der Fachkräfte in Kärntner Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen zu verbessern. Es beinhaltet die gegenseitige Beobachtung und Beratung durch Kolleg*innen anhand eines Qualitätsrasters.

Schließlich wurde bei einer internen Arbeitssitzung über künftige Pläne und Projekte gesprochen. Ein mögliches Thema des nächsten Jahrestreffen könnte der Übergang vom Kindergarten in die Schule sein. Auch ein Pädagog*innenaustausch wurde für 2023 angeregt. Noch in diesem Jahr soll eine Online-Plattform für den Austausch von Best-practice-Beispielen, pädagogischen Konzepten u.a. im Bereich der Minderheitenbildung an den Start gehen.

„Vor allem die Besuche in den Einrichtungen und Gespräche mit pädagogischen Fachkräften waren für alle Teilnehmer*innen eine Bereicherung und Inspiration“, fasst die Koordinatorin der AG Bildung, Bérengère Vogel, die Eindrücke zusammen. Auch der Austausch untereinander habe hervorragend geklappt. „Es hat sich für mich eine Welt eröffnet“, sagte eine Teilnehmerin beim Abschied.

Bildergalerie der Tagung

Fotos: László Mihály

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