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Westbalkan: Schleswig-holsteinische Institutionen, NGOs und Minderheiten wurden bei einer virtuellen Tour vorgestellt

Von 2016 bis 2018 führten die FUEN und ihre Partner das Projekt „Minderheiten im Westbalkan“ durch, das darauf abzielte, den erfolgreichen Rahmen des Minderheitenschutzes in Schleswig-Holstein den in diesem Bereich tätigen Personen in den Westbalkanstaaten vorzustellen und die guten Praktiken dort umzusetzen. Das Projekt führte zur Eröffnung des immer noch funktionierenden Büros des Minderheitenbeauftragten in Bjeljina, Bosnien und Herzegowina, und zur Einrichtung eines Forums für sozialen Dialog (nach dem Vorbild des DialogForumNorden) in Tetovo, Nordmazedonien. Während der Pandemie wurden diese Art von persönlichen Treffen mit Bürgern aus Nicht-EU-Mitgliedstaaten praktisch unmöglich. Nichtsdestotrotz muss der Austausch von bewährten Praktiken und Wissen fortgesetzt werden. Aus diesem Grund hat die FUEN beschlossen, vom 26. bis 28. Oktober 2021 eine virtuelle Studienreise durch Schleswig-Holstein zu organisieren.

Als Fortsetzung des Westbalkan-Projekts führte die Studienreise unter der Leitung der FUEN und GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) mehr als 20 Vertreterinnen und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen aus verschiedenen Westbalkanstaaten zu einem dreitägigen virtuellen Besuch in die Büros von Institutionen und Strukturen des Diversitätsmanagements, von Nichtregierungsorganisationen und Minderheitenorganisationen in Schleswig-Holstein. Ein moderierter Livestream machte dies möglich.

Sie wurden von Angela Zur von der GIZ Hamburg und Éva Pénzes, Generalsekretärin der FUEN, begrüßt, gefolgt von einer Präsentation von Johannes Callsen, Beauftragter für nationale Minderheitenangelegenheiten, und Linda Pieper, Referentin für Minderheitenfragen in der Staatskanzlei, über die Praktiken und Mechanismen, die das schleswig-holsteinische Modell zu einem führenden Modell für die Beziehungen zwischen Mehrheit und Minderheit in Europa gemacht haben.

Die Ombudsstellen des Landes Schleswig-Holstein wurden von Jasmin Azazmah aus dem Büro der Beauftragten für Flüchtlinge und Asylbewerber und Chistian Nowak aus dem Büro der Beauftragten für soziale Angelegenheiten vorgestellt. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur wurde durch die Minderheitenbeauftragte Heike Waap vertreten, während der Experte für Märkte und Integration Markus Zöller die Jugendberufsagentur Kiel vorstellte.

Am zweiten Tag der virtuellen Tour präsentierte Daniel Duerkop in einem Panel zum Thema Bildung den dänischen Schulverein und Malte Brinkmann, Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, gab Einblicke in das Projekt „Perspektive Ausbildung – Netzwerk Berufliche Bildung“. In der Podiumsdiskussion zum Thema Gleichstellung wurde „AWO Interkulturell“ von Abteilungsleiter Michael Treiber vorgestellt, und Geschäftsführerin Alexandra Ehlers sprach über den Landesfrauenrat, gefolgt von einer Präsentation der FUEN durch Matic Germovšek.

Der letzte Tag der Veranstaltung war den nationalen Minderheiten gewidmet. Helen Christiansen, Koordinatorin des Kompetenznetzwerks für Minderheiten, stellte die Organisation vor, deren Ziel es ist, das Fachwissen und die Kompetenzen der in der Region lebenden Minderheiten – Dänen, Friesen sowie Sinti und Roma in Deutschland und Deutsche in Dänemark – mit der Beteiligung anderer Organisationen, die sich mit Minderheitenfragen befassen, zu bündeln. Anschließend diskutierten Uwe Jessen, Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger (deutsche Minderheit in Dänemark), und Rasmus Meyer, Pressesprecher des Sydslesvigsk Forening (dänische Minderheit), mit ihr über die Minderheitengemeinschaften. Dieser Teil erwies sich als einer der spannendsten der Veranstaltung, da die Redner nicht nur über ihre Minderheiten sprachen, sondern auch persönliche Erfahrungen aus ihrem Leben als Minderheitenangehörige einfließen ließen. Dies weckte das Interesse aller Teilnehmenden und wurde von ihnen sehr geschätzt.

Jessen und Meyer schilderten die einst gar nicht so freundschaftlichen Verhältnisse, dass einst die Dänen aus Deutschland und die Deutschen aus Dänemark nicht zusammen gesehen werden wollten und z. B. verschiedene Züge und Busse benutzten, um zu denselben Veranstaltungen zu fahren. Ein Teilnehmer kommentierte: „Ich wusste nicht, dass es eine solche Feindseligkeit zwischen Dänen und Deutschen gab. Zu erfahren, dass sie es geschafft haben, das zu überwinden, gibt mir Hoffnung für den Balkan!"

In der letzten Sitzung tauschten sich die Teilnehmenden mit Matic Germovšek und Zora Popva aus, beides Experten für Minderheitenrechte mit Erfahrungen aus Schleswig-Holstein, aber auch aus dem Westbalkan. Dies half, das erworbene Wissen zu strukturieren. Bei der Reflexion über ihre Lernerfahrungen und darüber, wie sie das neue Wissen in ihrer Arbeit in ihrem Heimatland nutzen können, bestätigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass der Studienbesuch ihnen viele Ansätze und Ideen eröffnete, die sie übernehmen können, und die meisten von ihnen sagten, dass sie bereits konkrete Pläne für ihre nächsten Schritte hätten.

Die Veranstaltung erwies sich nicht nur als Wissenstransfer in den Westbalkan, sondern auch als Lernerfahrung für die Referenten aus Schleswig-Holstein und die Organisatoren, da sie Praktiken und Initiativen der vertretenen Organisationen und Institutionen kennenlernten, die ihnen vorher nicht bekannt waren

Die Studienreise wird von der FUEN als Partner im Projekt „Enhancing local capacities to implement the 2030 Agenda and the Leave No One Behind Principle“ organisiert, das vom Network of Associations of Local Authorities of South-East Europe (NALAS) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und des Landes Schleswig-Holstein im Westbalkan durchgeführt wird.

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