Der TV-Sender der Krimtataren ATR darf nicht geschlossen werden!
30.03.2015Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEN) und die Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV) sowie dem Institut für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien (ICATAT) wenden sich entschieden gegen die drohende Schließung des einzigen TV-Senders der Krimtataren, ATR. „Als eine vor mehr als 45 Jahren in Deutschland gegründete internationale Menschenrechtsorganisation für ethnische und religiöse Minderheiten und indigene Gemeinschaften wissen wir, dass die Medien ein essentiell wichtiges Sprachrohr für Minderheiten weltweit sind“, sagt der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. „Medien machen Minderheiten hörbar und sichtbar. Dies ist ein unschätzbarer Beitrag zur Bewahrung und Förderung ihrer Sprachen. Ihre Medien zu verbieten, die auch Kultur und Geschichte der Minderheiten transportieren und für Vielfalt und Offenheit einer Gesellschaft stehen, ist eine massive Schikane.“
Der Fernsehsender ATR sendet auf Russisch, Krimtatarisch und Ukrainisch. Gerade in den vergangenen Jahren ist er zum wichtigsten Medium der Krimtataren geworden. Nun steht er vor dem Aus. Vier Mal hat die russische Medienaufsicht eine Neuregistrierung von ATR verweigert. Wenn nicht ein Wunder geschieht, muss der Sender am 1. April seine Arbeit einstellen. Nach Auffassung der GfbV wäre dies ein weiterer Schritt in einer langen Kette der Unterdrückung und Diskriminierung der Krimtataren seit der Annexion der Halbinsel durch Russland im März 2014.
FUEN-Präsident Hans Heinrich Hansen unterstützt den Protest gegen die drohenden Schließung des ATR-Senders: „Als größter europäischer Dachverband der Minderheiten wissen wir, dass Worte nicht genügen, wenn es um den Minderheitenschutz geht. Die Machthaber auf der Krim und in Russland haben zwar betont, dass sie die Rechte der Minderheiten auf der Krim respektieren und die Minderheiten fördern, aber sie haben der Führung unserer Mitgliedsorganisation Qırımtatar Milliy Meclisi (Kongress der Krimtataren in Ukraine) - die Einreise in ihre Heimat für fünf Jahre untersagt und versuchen jetzt, die Arbeit des TV-Senders ATR unmöglich zu machen. Das ist inakzeptabel.“ Matic Germovšek, Präsident der JEV fügt hinzu, die Minderheitenmedien hätten eine integrative Funktion: „Sie bilden Tradition und Zeitnähe, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ab und machen diesen Austausch für die Angehörigen der Minderheit erlebbar."
Gemeinsam mit der FUEN, der JEV und dem ICATAT fordert die GfbV: ATR darf nicht geschlossen werden! Nach ihrer kollektiven Deportation 1944 unter Stalin, durch die bis zu 44 Prozent der Krimtataren ihr Leben verloren, und vielen Jahrzehnten im Exil muss den Krimtataren nun endlich jede Möglichkeiten geboten werden, ihre Sprache und Kultur zu bewahren und zu pflegen.
Diese Erklärung soll innerhalb des laufenden „TV Marathons“ veröffentlicht werden, mit dem ATR auf seine bevorstehende Schließung aufmerksam zu machen versucht. So sollen möglichst viele Menschen als Unterstützer des Senders gewonnen werden.
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