Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten
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FUEN Kongress 2016 - Lob für die „Brückenbauer“

Am 19. Mai 2016 wurde der Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen offiziell eröffnet. Dafür begrüßten Rafał Dutkiewicz, Stadtpräsident von Breslau, und Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen (VdG), die Gäste. Es wurde keine Zeit verloren, schnell wurden die guten und schlechten Seiten der aktuellen Situation von Minderheiten angesprochen. Gaida, der ein Grußwort des polnischen Präsidenten Andrzej Duda vorlas, erklärte in seiner Rede, dass Europa zwar gelernt habe, den ethnischen und kulturellen Reichtum zu schätzen, es aber auch heutzutage wichtig sei, sich um Aufmerksamkeit für die Minderheiten zu bemühen. Außerdem meinte der VdG-Vorsitzende, dass der diesjährige Kongress die Möglichkeit sei, sich bei Hans Heinrich Hansen für sein Engagement als langjähriger Präsident der FUEN zu bedanken. Dieser übernahm als Zweiter das Wort.

Hans Heinrich Hansen sprach in seiner Eröffnungsrede schnell die aktuelle Flüchtlingskrise in Europa an. „Es gibt keine einfache Lösung“, meinte der Präsident. In einer angespannten Situation wie dieser sei die größte Gefahr, dass die Menschlichkeit verloren gehe. Hansen machte klar, dass die FUEN an der Problemlösung aktiv mitarbeiten wolle, und leitete so zu den allgemeinen Aufgaben der Organisation über. „Die FUEN ist wichtig, weil sie auf der Ebene der Menschen arbeitet, um die es geht.“ Das Mitglied der deutschen Minderheit in Dänemark forderte jedoch mehr Anerkennung und Wertschätzung für die Minderheiten in Europa. „Wir brauchen überall die Freiheit, einzeln oder in Gruppen unsere Meinung äußern zu können.“

Nach dem FUEN-Präsidenten trat Astrid Thors, die Hohe Kommissarin für nationale Minderheiten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), ans Mikrofon, die als Diplomatin in Europa Dialoge zur Konfliktvorbeugung führt. Keine leichte Aufgabe, wie sie sagt. „Ich sehe eine Verbreitung von Hass-Reden“, sagte Astrid Thors. „Es gibt aktuell beunruhigende Tendenzen in einigen Regionen.“ Grund sei die Flüchtlingssituation, wegen der die Bereitschaft zur Toleranz in Gefahr sei. Statt in dieser Lage Minderheiten gegeneinander auszuspielen, sollten Gesellschaften einen interkulturellen Dialog anstreben. Und wenn die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben geschaffen sei, müsse der Zugang zu Bildung, Justiz und anderen Bereichen des alltäglichen Lebens gewährleistet werden. Astrid Thors wünscht sich, dass die Minderheiten in Europa eine beratende Rolle spielten - in diesem Sinne bezeichnete sie die Anwesenden als „Brückenbauer“.

Die anschließenden Redner des Vormittags Krzysztof Bramorski (Generalkonsul von Luxemburg), Sebastian Chwałek (Vizeminister des polnischen Innenministeriums), Ryszard Galla (Vizevorsitzender des Sejm-Ausschusses für nationale Minderheiten), Hartmut Koschyk (Beauftragter der deutschen Bundesregierung für Aussiedlerfragen und Nationale Minderheiten), Roman Kolek (Vizemarschall der Woiwodschaft Oppeln), Yvo Peeters, der Grüße von Per Lemoine (Gründungsmitglied der FUEN) überbrachte und Dobiesław Rzemienieswki (Innenministerium Polen) dankten unter anderem Hans Heinrich Hansen wie die Vorredner für seinen leidenschaftlichen Einsatz für die FUEN.

Am Nachmittag wurde die Situation der Minderheiten in Polen thematisiert. Dafür traten Dr. Aleksandra Oszmianska-Pagett, Rafał Bartek, Bernard Gaida und Prof. Tomasz Wichierkiewicz ans Rednerpult. Sie alle machten deutlich, wie wichtig die jeweilige Sprache für eine Minderheit ist. Der VdG-Vorsitzende Gaida lieferte eine tiefgründige Analyse mit Bezug auf die Geschichte. Dr. Aleksandra Oszmianska-Pagett, Mitglied des Expertenausschusses für die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen des Europarates, wies darauf hin, wie wichtig es für die Identitätsstiftung ist, die Sprachen der Minderheiten zu fördern. 

Ähnliches formulierte Rafał Bartek, Co-Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission der polnischen Regierung und Nationaler Minderheiten, in seiner Rede. Er wünschte sich unter anderem Beratungsstellen für Lehrer, um sie bei der Vermittlung von Sprachen zu unterstützen. Der Linguist Prof. Tomasz Wichierkiewicz sprach die Chancen einer Revitalisierung gefährdeter Sprachen an, die in einer anschließenden Podiumsdiskussion vertieft wurde.

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