Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten
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FUEN Kongress 2016 - Kleine Gruppen und große Themen

Quo vadis Europa? Unter diesem Motto gab es am 20. Mai 2016 weitere interessante Vorträge und Diskussionen auf dem Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen in Breslau. Nach einführenden Worten der FUEN-Vizepräsidentin Olga Martens wies Dr. Joachim Bleicker, Beauftragter für die Beziehungen zu den EU-Mitgliedstaaten sowie grenzüberschreitende und regionale Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt in Berlin, in seiner Rede darauf hin, dass es leider grobe Verletzungen der Menschenrechte von Minderheiten in Teilen Europas gebe. „Das dürfen wir nicht zulassen“, mahnte er. „Wir sind davon überzeugt, dass nationale Minderheiten Gesellschaften in einem Land zusammenbringen können.“ Gerade die positiven Erfahrungen mit der deutsch-dänischen Freundschaft tragen zu der Überzeugung bei, dass durch eine faire Behandlung die Lösung von Problemen möglich sei.

Renate Schnack konnte diese Aussage unterstreichen, kennt sich die Beauftragte des Ministerpräsidenten in Angelegenheiten nationaler Minderheiten und Volksgruppen, Grenzlandarbeit und Niederdeutsche im Bundesland Schleswig-Holstein doch bestens mit Deutschen und Dänen aus. Sie wisse, dass es viel Kraft und politischen Willen benötige, Minderheiten zu schützen. Sie betonte wie viele Redner am Vortag, wie wichtig Bildung dabei sei. Renate Schnack erklärte das große Ziel: „Gemeinsam in einer Gesellschaft leben und dabei verschieden bleiben zu dürfen.“ Dafür müssten alle Kräfte gebündelt werden. Die Minderheiten sollten sich mit Beharrlichkeit immer wieder an die Europäische Kommission wenden. Und von der benötige man Verbindlichkeiten, um auf dem schweren Weg zum großen Ziel voranzukommen.

Dann wurde es konkreter: Nach einer Beschreibung des Minderheitenschutzes in Europa seit den 1990er Jahren von Prof. Grzegorz Janusz („Es gibt noch immer gefährliche Tendenzen.“) wurden Länderberichte vorgetragen. Einzelne Vertreter verschiedener Minderheiten in Europa schilderten ihre jeweilige Situation. Immer wieder war von Hassreden die Sprache, unter denen viele Mitglieder von Minderheiten leiden. In Kroatien sei sogar jedes Fußballspiel eine Plattform für anti-serbische Parolen, berichtete Sascha Milosowisch als Serbe in Kroatien. Der Situation in der Ukraine wurde ein Sonderthema gewidmet, bei dem Wladimir Leysle, Arkady Monastyrsky und Rovshan Tagiyev zu Wort kamen.

Ein weiteres großes Thema des Tages war die Flüchtlingssituation. Anna-Carin Öst, Repräsentantin des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) in Polen, Martha Stocker, Vizepräsidentin der FUEN aus Südtirol, Loránt Vincze, FUEN-Vizepräsident und Mitglied der Ungarischen Minderheit in Rumänien sowie FUEN-Vizepräsident Dieter Paul Küssner von der dänischen Minderheit in Deutschland bewerteten die aktuelle Lage der in Europa. Fazit der Podiumsdiskussion war, dass Europa in gewissem Maße auf Emigration angewiesen sei.

Am Nachmittag unternahmen die Kongressteilnehmer eine Stadtrundfahrt durch Breslau. „Die Blume Europas“, wie die Städteführerin meinte, zumindest bevor Dreiviertel der Stadt im Zweiten Weltkrieg zerstört worden sei. Nahezu unbeschädigt blieb die Breslauer Jahrhunderthalle, der erste Stopp der Tour. Das beeindruckende Gebäude wurde zwischen 1911 und 1913 aus Stahlbeton errichtet. Seit dem Jahr 2006 zählt die Veranstaltungshalle zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heutzutage wird sie für Messen, Sportveranstaltungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Weiter ging es in die Altstadt, wo an jeder Ecke Zwerge aus Bronze zu finden sind. Die Breslauer Zwerge sind eine Touristenattraktion. Die politische Oppositionsbewegung „Orange Alternative“ hatte in den 1980er Jahren mit spontanen Aktionen, unter anderem Demonstrationen in Zwergenkostümen, Kritik am kommunistischen Regime in Polen geübt. Als man einen gusseisernen Zwerg aufstellte, war der Anfang gemacht. Es folgten bis heute mehr als 300 Zwerge, mit einer Größe von jeweils etwa 30 cm. Schön zu sehen, wie Kleines eine große Aufmerksamkeit bekommen kann.

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