Auch kleine Gemeinden erhalten unsere Unterstützung: Molise-Kroaten waren Gastgeber des 24. AGSM-Seminars
11.10.2021In der vergangenen Woche war die kleine Gemeinschaft der Kroaten in Molise, Italien, Gastgeber des 24. Seminars der Arbeitsgruppe der slawischen Minderheiten in der FUEN (AGSM). Über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus sieben Ländern und neun Minderheitengruppen nahmen an dem Treffen teil, das am Freitag, den 1. Oktober, mit der offiziellen Eröffnung begann. Antonio Sammartino, Präsident der gastgebenden Organisation Stiftung Agostina Piccoli, sagte, man fühle sich sehr geehrt, dass eine so kleine Minderheit als Gastgeber der Veranstaltung ausgewählt wurde, und dankte den Gästen für ihre Teilnahme, mit der sie ein starkes Zeichen der Unterstützung für die Gemeinschaft setzten. Die FUEN-Vizepräsidentin und Sprecherin der AGSM, Angelika Mlinar, begrüßte die Gäste und betonte, dass die FUEN alle ihre Mitglieder solidarisch unterstützt, unabhängig von der Größe der Gemeinschaft.
Die Kroaten haben im 15. und 16. Jahrhundert die Adria überquert und einige von ihnen haben in Molise eine neue Heimat gefunden. Heute erinnert ein Denkmal in Form eines Schiffes daran. Iva Pavić, diplomatische Beraterin der Botschaft der Republik Kroatien, erklärte, dass die Botschaft die Aufstellung des Denkmals am Kreisverkehr zwischen den kroatischen Dörfern Montemitro / Mundimitar, Tavenna / Tavela und San Felice / Filič unterstützt hat. Sie stellte auch vor, wie Kroatien die Gemeinschaft unterstützt.
Milan Bošnjak vom Staatsbüro für Kroaten außerhalb der Republik Kroatien sprach über die Art und Weise, wie Kroatien die Erhaltung der Sprache in diesem Gebiet unterstützt. Da die Minderheit nicht offiziell anerkannt ist, können sie die Sprache nicht in den Schulen lernen, weshalb Kroatien einen Lehrer für Kroatisch für die Samstags- und Nachmittagsschule schickt und finanziert. Er äußerte den Wunsch, dass Italien die kroatische Minderheit in Molise in gleichem Maße unterstützt wie Kroatien die italienische Gemeinschaft in Kroatien.
Nach den Eröffnungsreden folgte eine sehr lebhafte Podiumsdiskussion über die Herausforderungen der kroatischen Gemeinschaft in Molise. Tamara Isler, Schuldirektorin des Bezirks, erklärte, dass es im offiziellen Lehrplan keine kroatische Sprache gebe, da die Minderheitensprache nicht anerkannt sei. Ein weiteres Problem ist, dass die Bevölkerung der Dörfer schrumpft und es nicht genügend Nachwuchs gibt. Laut Gesetz muss ein Dorf mindestens 600 Einwohner haben, um eine Schule zu haben, und in den Dörfern Montemitro, Kruč und Tavela wurden die Schulen aus diesem Grund bereits geschlossen. Nach Islers Meinung sollte das italienische System flexibler sein, damit kleinere Schulen geöffnet bleiben können, und es sollte auch die kroatische Sprache in den Lehrplan aufnehmen.
Sergio Sammartino, Bürgermeister von Montemitro / Mundimitar, Franceso Trolio, Bürgermeister von Acquaviva Collecroce / Kruč und Paolo Cirull, Bürgermeister von Tavenna / Tavela nahmen ebenfalls an der Podiumsdiskussion teil. Die Bürgermeister erklärten, dass es eine große Herausforderung sei, solch kleine Gemeinden zu führen, da es viele infrastrukturelle Herausforderungen gebe, unter anderem im Schul- und Gesundheitswesen. Sie waren sich einig, dass mehr Strategien für Nachhaltigkeit und lokale Wirtschaft umgesetzt werden müssen, um einen Mehrwert zu schaffen und junge Menschen zum Bleiben in diesen Gemeinden zu bewegen. AGSM-Teilnehmerinnen und -teilnehmer aus dem Ausland, wie z. B. die Vertreter der Sorben in Deutschland, der Slowenen in Italien und der Russen in Estland, berichteten ebenfalls über ihre Erfahrungen mit ähnlichen Situationen.
Am Freitagnachmittag besuchten die Teilnehmer des Seminars die Stadt Montemitro / Mundimitar, die Ausstellung über die kroatische Minderheit und die archäologischen Stätten in der Kirche St. Lucia / Sv. Luca und führten eine Diskussion mit dem Bürgermeister über die Gemeinde und ihre zweisprachigen Schilder.
Am Samstag, den 2. Oktober, fand ein produktives Arbeitstreffen der AGSM statt, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die aktuelle Situation der von ihnen vertretenen Minderheiten erörterten und die veränderte Situation durch die COVID19-Pandemie in den Fokus stellten. Im Allgemeinen hatten die Gemeinschaften mehr digitale Projekte, sogar digitales Theater, Konzerte und Lesungen. Viele standen vor der Herausforderung, die Gemeinschaften zusammenzuhalten, da keine physischen Treffen erlaubt waren und die ältere Generation nicht immer in der Lage war, an den Online-Aktivitäten teilzunehmen. Die Debatte vom Vortag über die kroatische Gemeinschaft mündete in konkrete Aktionsvorschläge: Auf Initiative von Angelika Mlinar, FUEN-Vizepräsidentin und AGSM-Sprecherin, einigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darauf, eine AGSM-Resolution zu verfassen, in der die Anerkennung der Molise-Kroaten gefordert wird. Außerdem wurde besprochen, die Delegation des Rahmenübereinkommens des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten, die in diesem Jahr nach Italien reisen soll, zu einem Besuch bei den Molise-Kroaten einzuladen.
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