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8. Forum der Europäischen Minderheitenregionen: Über die Rolle von Minderheitensprachen im digitalen Zeitalter

Am 26. November wurde im Kursaal-Kongresszentrum in Donostia/San Sebastián im Baskenland das 8. Forum der Europäischen Minderheitenregionen eröffnet. Die von der FUEN in Zusammenarbeit mit dem baskischen Sprachindustrie-Cluster LANGUNE organisierte Konferenz bringt Expertinnen und Experten, politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Vertreterinnen und Vertreter von Minderheitenregionen aus ganz Europa zusammen, um die Zusammenhänge zwischen Minderheitensprachen, Technologie und wirtschaftlicher Entwicklung zu diskutieren.

Zu Beginn der Konferenz hielten lokale und regionale Politikerinnen und Politiker kurze Ansprachen, in denen sie die Bedeutung von Minderheitensprachen für die Kultur, Identität und regionale Entwicklung hervorhoben. Imanol Pradales Gil, Präsident des Baskenlandes, betonte die Gleichberechtigung aller Sprachen, ihre Rolle bei der Identitätsbildung und das universelle Recht, sich in der Muttersprache auszudrücken. Zudem forderte er den verstärkten Einsatz digitaler Technologien, um die Reichweite und den Einfluss von Minderheitensprachen zu erhöhen. Er unterstrich auch das wirtschaftliche Potenzial der Sprachindustrie und erklärte: „Im Baskenland haben wir Erfahrung im Umgang mit Mehrsprachigkeit – wir haben einen ganzen Sprachindustriezweig: Forschung und Technologieentwicklung, Sprachausbildung sowie Übersetzung. Dieser Sprachsektor erwirtschaftet einen Umsatz von rund 211,3 Millionen Euro und schafft etwa 4.600 Arbeitsplätze. Der Wunsch, die baskische Sprache am Leben zu erhalten, hat uns diese Infrastruktur weitgehend beschert, was zeigt, dass die baskische Sprache auch Auswirkungen auf die Wirtschaft hat.“

Eider Mendoza Larrañaga, Präsidentin der baskischen Provinz Gipuzkoa, hob hervor, wie wichtig es sei, die Verbreitung des Baskischen weiterhin zu fördern, und wies auf seine zentrale Rolle für die regionale Beschäftigung und das Bruttoinlandsprodukt hin. Der Bürgermeister von Donostia, Eneko Goia Laso, appellierte, Minderheitensprachen aktiv zu fördern, um sie lebendig zu halten.

Unter dem Titel „Benefits of Language Industry in the Economy“ eröffnete FUEN-Vizepräsident Bahne Bahnsen die Konferenz offiziell. Er betonte die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Zukunft der Minderheitensprachen und hob dabei sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen hervor. Gleichzeitig forderte er die Teilnehmenden auf, sich aktiv mit KI auseinanderzusetzen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, um die sprachliche Vielfalt zu stärken.

Oihana Arrieta von GAIA, des Verbandes für Angewandte Wissens- und Technologiebranchen im Baskenland, sprach über den Umgang mit Mehrsprachigkeit in einer zunehmend technologisierten Welt. Sie präsentierte das Baskenland als Beispiel dafür, wie die Verbindung von Sprache und Technologie Innovationen fördern und Minderheitensprachen stärken kann.

Anna Solé Mena, Senior Expertin für Mehrsprachigkeit bei der Europäischen Kommission, hielt eine Keynote-Ansprache, in der sie das Engagement der EU für die Förderung der sprachlichen Vielfalt und den Schutz von Minderheitensprachen in den Mittelpunkt stellte. Sie hob die Bedeutung von EU-Initiativen wie Erasmus+ und Horizon Europe für die Förderung des Sprachenlernens und technologischer Innovationen hervor. Zudem betonte sie den Wert der sprachlichen Vielfalt für Mobilität, Zusammenarbeit und sozialen Zusammenhalt. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass Sprachgebrauch und Bildung weiterhin in der Zuständigkeit der EU-Mitgliedstaaten liegen, während die EU durch Projekte und Partnerschaften zusätzliche Unterstützung leistet.

In den anschließenden Podiumsdiskussionen stellten Rednerinnen und Redner aus verschiedenen Minderheitenregionen Europas relevante Themen im Bereich Sprache und Technologie vor. Im Fokus standen die Entwicklung von Technologien für Minderheitensprachen, wie Projekte zur maschinellen Übersetzung, Spracherkennung, Konversations-KI und Large Language Models (LLMs), um die Kluft zwischen weit verbreiteten und weniger verbreiteten Sprachen zu verringern.

Darüber hinaus wurden Hindernisse wie unzureichende Finanzierung, begrenzte Datenverfügbarkeit und die geringe Sichtbarkeit von Minderheitensprachen auf digitalen Plattformen thematisiert. Die Teilnehmenden tauschten Ideen aus, wie öffentlich-private Partnerschaften und Open-Source-Technologien zur Bewältigung dieser Herausforderungen beitragen können. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung der Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen zur Unterstützung und nachhaltigen Förderung von Minderheitensprachen. Ebenso betonten die Diskussionen die Notwendigkeit, digitale Plattformen und Dienste integrativ und für alle Sprachgruppen zugänglich zu gestalten.

Die Konferenz beleuchtete zudem die wirtschaftlichen Auswirkungen von Minderheitensprachen. Es wurden Daten präsentiert, die zeigen, wie diese Sprachen durch Sektoren wie Bildung, Kultur und Medien zur Beschäftigung und zum regionalen Bruttoinlandsprodukt beitragen.

Das Forum wurde am 27. November mit weiteren Diskussionen fortgesetzt, die sich auf audiovisuelle Medien und die Rolle der Unterhaltungsindustrie bei der Unterstützung von Minderheitensprachen konzentrierten. Die Reden und Präsentationen sind auf YouTube als Aufzeichnungen verfügbar:

Die Fotogalerie zum 8. Forum der Europäischen Minderheitenregionen können Sie hier einsehen.

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