Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten
Wählen Sie Ihre Sprache
  • EN
  • DE
  • DK
  • FR
  • HU
  • RU
  • TR

Minderheiten ohne Mutterstaat diskutierten Medien und Digitalisierung auf ihrer Jahrestagung

Auf ihrem zweiten Jahrestreffen, das vom 26. bis 28. November in Berlin stattfand,  widmeten sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Non-Kin-State“ schwerpunktmäßig der Kernfrage, wie Medien und Digitalisierung genutzt werden könnten, um dem graduellen Verschwinden von kleinen Sprachen entgegenzuwirken. 14 verschiedene Minderheiten ohne Mutterstaat aus elf europäischen Ländern waren auf der Tagung vertreten, welche der Kultur, den Sprachen und der Geschichte der deutschen Sinti und Roma besondere Aufmerksamkeit schenkte.

Die Mitglieder tauschten sich über die derzeitige Situation sowie über Erfolge und Herausforderungen ihrer Minderheiten seit der letzten Jahrestagung aus, welche im November 2017 in Rom stattfand. Dabei hieß die Arbeitsgemeinschaft auch neue Mitglieder wie die Rätoromanen aus der Schweiz, die Schonen aus Schweden und Pomaken aus Bulgarien willkommen.

„Die Sprache der Minderheit ist nicht nur eine Sprache des Herzens: sie ist auch eine Frage der Ökonomie“, gab einer der Teilnehmer während seiner Best-Practice-Präsentation zum Thema Medien und Digitalisierung zu bedenken. In der Tat spielen finanzielle Aspekte eine nicht unerhebliche Rolle, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit von Projekten zu sichern. So diskutierte die Arbeitsgemeinschaft Fragen der staatlichen Förderung unter dem Blickwinkel, dass einige der vertretenen Minderheiten nach wie vor in ihren Heimatländern nicht anerkannt seien und keinerlei staatliche Förderung erhielten, sodass Projekte allein durch das Engagement von privaten Stiftungen und Freiwilligen zu realisieren seien.

Neben dem gruppeninternen Austausch erhielten die Teilnehmer im Rahmen der Tagung zudem die Möglichkeit, eine Reihe ambitionierter Minderheitenprojekte und -institutionen direkt vor Ort kennenzulernen, wie das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, in dessen Räumlichkeiten die Gruppe ihre Arbeitssitzungen abhielt. Die Teilnehmer lernten das Zentrum als Ort der Begegnung und des Dialogs kennen, das die reiche Kultur der Sinti und Roma durch Vorträge, Ausstellungen, Filmvorführungen, Konzerte und Ausflüge hervorhebt. Darüber hinaus besuchte die Arbeitsgemeinschaft das Europäische Roma-Institut für Kunst und Kultur (ERIAC), welches vollständig unter der Leitung von Roma-Angehörigen steht. Das ERIAC fungiert als internationales Zentrum, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Aktivitäten hunderter von Roma-Organisationen, Intellektuellen und Künstlern zu fördern, sie mit politischen Entscheidungsträgern und Führungskräften verschiedener nationaler und europäischer Ebenen zusammenzubringen und dabei multilaterale Initiativen und regionale Allianzen zu stützen. Die Räumlichkeiten des Instituts bieten zudem Platz für eine Kunstgalerie sowie öffentliche Bildungsprogramme.

Im Rahmen der Jahrestagung stand auch ein Treffen mit der Bundestagsabgeordneten Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen) auf der Agenda.  Während des Gesprächs erhielt die Delegation nicht nur die Möglichkeit, der Abgeordneten über die vielfältigen Kulturen, Belange und Sprachen der Minderheiten ohne Mutterstaat zu berichten, sondern auch mehr über die minderheitenpolitische Arbeit von Frau Polat zu erfahren, welche Mitglied des Beratenden Ausschusses für Fragen der friesischen Volksgruppe sowie der deutschen Sinti und Roma ist. Es entwickelte sich ein fruchtbarer Dialog, in dem die Abgeordnete die Bedeutung der politischen Partizipation von Minderheiten hervorhob.

Den Abschluss der Jahrestagung bildete eine Diskussionsrunde über Zukunftspläne und -strategien der Arbeitsgemeinschaft. Für das Jahr 2019 setzten sich die Mitglieder zum Ziel, sich auch weiterhin gegenseitig zu unterstützen und durch Beiträge in ihren jeweiligen Medien die Sichtbarkeit der Minderheiten ohne Mutterstaat zu erhöhen. Auch waren sich die Mitglieder einig, dass Fragen der Minderheitenidentität, des Erhalts und der Wiederbelebung von kleinen Sprachen zentrale Themen zukünftiger Treffen sein sollten.

Die Fotogalerie zum Treffen finden Sie unter folgendem Link: https://www.flickr.com/photos/fuen-fuev/albums/72157676176185188

Pressemitteilungen