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Loránt Vincze: Die Türkei muss noch viel für ihre Minderheiten tun

Es gibt nur wenige autochthone Minderheiten in Europa, deren Mitgliedszahlen im Laufe des letzten Jahrhunderts nicht gesunken sind. Einige Staaten zeigten keine Scheu, jedwede Mittel einzusetzen, um ihre Minderheiten auszulöschen, die sie als Fremdkörper angesehen haben und die es zu eliminieren gelte. Jetzt ist es unsere Aufgabe, dieses Erbe des 20. Jahrhunderts zu stoppen, es umzuwandeln und den Assimilationsprozess aufzuhalten, um die europäische Sprachen und die kulturelle Vielfalt zu schützen", - sagte der FUEN-Präsident Loránt Vincze in Athen am letzten Samstag auf einer Konferenz über die Rechte von Minderheiten, organisiert von der Ökumenischen Föderation der Konstantinopolitaner.

Herr Vincze nahm an der Minderheitenkonferenz auf Einladung von Prof. Nikolaos Ouzounoglou, Präsident der Ökumenischen Föderation der Konstantinopolitaner, zusammen mit Frau Petra Roter, Interim Vorsitzende des Beratenden Ausschusses für das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten, teil.

Loránt Vincze erklärte: „Einige Länder in Südosteuropa haben immer noch Probleme in der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte sowie Schwierigkeiten in Bezug auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Leider ist auch die Türkei ein solches Land, da der Genozid an den Armeniern verleugnet und der Dialog mit der kurdischen Minderheit vermieden wird. Die Türkei muss darüber hinaus auch einen Problemlösungsmechanismus für die Ansprüche der griechisch-orthodoxen Gemeinschaft anbieten." Laut dem Präsidenten der FUEN, sollte die Regierung der Türkei die berechtigten Ansprüche der Konstantinopolitaner prüfen und umsetzen. Das bedeutet konkret, die Staatsbürgerschaft und die Eigentumsrechte zurückzugeben sowie die Europäische Sprachencharta und das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten so schnell wie möglich zu unterzeichnen.

Herr Vincze betonte, dass auch Griechenland sich weigert, die europäischen Minderheitenschutzstandards zu erfüllen, indem die türkische Minderheit in West-Thrakien nicht anerkannt wird. Er erinnerte an den bedenklichen Vorfall vor kurzer Zeit, als Herr Mustafa Kaymakçı, Präsident der Türken aus Rhodos, Kos und dem Dodekanes, einer Mitgliedsorganisation der FUEN, nachts in Kos (Istankoy) verhaftet und später aus Griechenland ausgewiesen wurde, mit der Begründung, er würde eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen.

Der FUEN-Präsident richtete sich an die Türkei und an Griechenland und betonte, dass die Anwendung von gegenseitigen Anschuldigungen bezüglich des Umgangs mit Minderheiten als Begründung, um einer Gemeinschaft ihre Rechte zu entziehen, ein falscher Ansatz sei. Stattdessen sollten die Staaten von vorbildhaften europäischen Beispielen lernen. Er ermutigte auch die griechischen und türkischen Minderheitenorganisationen, ihre Kräfte zu bündeln und ihre Probleme zusammen unter dem Dach der FUEN anzusprechen: „Die beiden Minderheitengruppen sollten ihre Funktion als Brückenbauer für den Dialog in den bilateralen Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland ausschöpfen. Sowohl die Türkei, als auch Griechenland, sollten verstehen, dass sie Schäden an ihren eigenen, außerhalb der Landesgrenze lebenden Landsleuten, verursachen, wenn sie ihre Minderheiten nicht respektieren und unterstützen.“ – so Loránt Vincze auf der Konferenz in Athen.

Zur Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebten fast 200.000 Griechisch-Orthodoxe in Istanbul, früher bekannt als Konstantinopel. Nach Ende des Ersten Weltkrieges formulierte der türkische Staat im Jahr 1923 seine Position im Hinblick auf Minderheiten als der Vertrag von Lausanne unterzeichnet wurde. Laut des Vertrages sollten die griechischen Einwohner von Konstantinopel nicht in den Bevölkerungsaustausch mit Griechenland  eingeschlossen sein. Die Griechen in der Türkei mussten im Laufe des 20. Jahrhunderts eine Reihe von Grausamkeiten erleiden. Ein neues Gesetz, das im Juni 1932 verabschiedet wurde, verbot ihnen die Ausübung von 20 Berufen. Dies führte zur erzwungenen Auswanderung von 13.000 Menschen mit griechischer Staatsbürgerschaft. Später wurden in der Pogromnacht in Istanbul (5..-7.. September 1955) mehr als ein Dutzend Griechen getötet, weitere Tausende vertrieben. Der griechisch-türkische Konflikt in Zypern (1963) verursachte die Abschiebung von weiteren 12.000 griechischen Bürgern. In mehrere Wellen verließen 95 % der griechisch-orthodoxen Gemeinschaft die Türkei und verlor ihre Staatsbürgerschaft, ihre Familien und Besitz. Heute leben sie hauptsächlich in Griechenland (80 %)  und in vielen anderen Ländern, wobei nur etwa 5 % noch in Istanbul geblieben sind. Die Konferenz in Athen wurde anlässlich des Jahrestags des anti-griechischen Pogroms in Istanbul organisiert. (Bild: pappaspost.com)

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