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Veranstaltung im Europäischen Parlament fordert stärkeren Schutz von Minderheitensprachen am Europäischen Tag der Sprachen

Anlässlich des Europäischen Tags der Sprachen veranstaltete die Intergruppe des Europäischen Parlaments für traditionelle Minderheiten, nationale Gemeinschaften und Sprachen die Tagung „Pfeiler der Vielfalt: Unser sprachliches Erbe gestaltet Europa“, die die kulturelle, soziale und wirtschaftliche Bedeutung des reichen mehrsprachigen Erbes Europas hervorhob.

Die Veranstaltung wurde mit Grundsatzreden von Sabine Verheyen, Erste Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, und Loránt Vincze, Mitglied des Europäischen Parlaments, Vorsitzender der Intergruppe für traditionelle Minderheiten, nationale Gemeinschaften und Sprachen sowie Präsident der FUEN, eröffnet. Beide betonten, dass sprachliche Vielfalt keine Herausforderung sei, die es zu überwinden gelte, sondern eine Stärke, die es zu bewahren und zu fördern gelte.

„Sprachen sind nicht einfach nur Werkzeuge der Kommunikation. Sie sind Träger von Identität, Kultur und Erinnerung. Wenn eine Sprache verschwindet, verschwindet auch eine Weltanschauung mit ihr“, sagte Vizepräsidentin Verheyen. Sie hob hervor, dass Mehrsprachigkeit im Zentrum der demokratischen Legitimität der EU steht, da sie allen Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, in ihrer eigenen Sprache zu partizipieren. „Alle unsere Sprachen sind die Pfeiler der Vielfalt, die Europa gestalten. An diesem Europäischen Tag der Sprachen: Lasst uns zusagen, sie zu schützen, sie zu fördern und an die nächste Generation weiterzugeben!“

Loránt Vincze bezeichnete Minderheiten- und Regionalsprachen als „Schätze, die wir für kommende Generationen bewahren müssen“ und verwies auf drei zentrale Handlungsfelder: Bildung – Zugang zum muttersprachlichen Lernen von klein auf; Sichtbarkeit – Förderung von Minderheitensprachen im öffentlichen und privaten Leben; Digitale Präsenz – Sicherung eines Platzes für Regional- und Minderheitensprachen in Europas digitaler und technologischer Zukunft.

„Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger sich nicht schämen oder diskriminiert fühlen, sondern stolz sind, wenn sie ihre Sprache sprechen – auf der Straße, im Geschäft, in der Schule, bei der Arbeit oder online“, sagte Vincze.

Das Programm setzte sich mit einer Podiumsdiskussion fort: „Minderheitensprachen in die europäische Agenda einbetten: Sind wir von Bedeutung?“, moderiert von Johan Hagmann.

Anna Sole Mena, leitende Expertin bei der Generaldirektion Bildung und Kultur (DG EAC) der Europäischen Kommission, hob bestehende EU-Instrumente wie Erasmus+, Creative Europe und Forschungsprogramme wie Horizon Europe hervor, die bereits Projekte für Minderheitensprachen unterstützen, und betonte zugleich die Notwendigkeit, diese Chancen für kleine Basisorganisationen besser zugänglich zu machen. Robert Dunbar, Vertreter des Expertenausschusses beim Europarat, verwies auf die Bedeutung einer Stärkung der Verpflichtungen im Rahmen der Europaratsabkommen, während Anna Jungner-Nordgren, Vorsitzende der NPLD, den Wert hervorhob, sprachliche Vielfalt stärker in EU-Programme einzubetten und einen strukturierten Dialog mit Netzwerken wie NPLD und FUEN zu fördern. Jens A. Christiansen, Sprecher des Europäischen Dialogforums der FUEN, teilte konkrete Erfahrungen aus Schleswig-Holstein, wo gemeinsame Aktionspläne von Minderheiten und Mehrheitsgesellschaft Minderheitensprachen in Bildung, Verwaltung und öffentlichem Leben sichtbarer machen.

Während Europa den 25. Jahrestag des Europäischen Tags der Sprachen feierte, sendeten die Teilnehmenden eine einheitliche Botschaft: Mehrsprachigkeit ist keine Kostenfrage, sondern eine Investition in Europas demokratische, kulturelle und wirtschaftliche Zukunft. Die Diskussion machte deutlich, dass zwar Fortschritte erzielt wurden, Europas sprachliche Vielfalt – mit mehr als 60 Regional- und Minderheitensprachen, die von 40–50 Millionen Menschen gesprochen werden – weiterhin fragil ist und einer stärkeren Anerkennung bedarf. Eurobarometer-Daten zeigen, dass die überwältigende Mehrheit der EU-Bürgerinnen und -Bürger sprachliche Vielfalt unterstützt, einschließlich Minderheiten- und Regionalsprachen. Die öffentliche Unterstützung ist da – nun liegt es an der EU, ihren Teil dazu beizutragen.

Im Rahmen des Europäischen Tages der Sprachen führt die FUEN eine ganztägige Sensibilisierungskampagne im Europäischen Parlament durch. Vor der Konferenz wurde der Stand von Sabine Verheyen, der Ersten Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, besucht.

Loránt Vincze, Sabine Verheyen, FUEN-Generalsekretärin Éva Pénzes und Jens A. Christiansen am FUEN-Stand

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